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Schwarzenberg: Geschnitzt und Geklöppelt

Schwarzenberg

Im erzgebirgischen Schwarzenberg ist Volkskunst allgegenwärtig: In den Häusern, im Museum, im Urlaub oder bei den Kunsthandwerkern der Stadt wird bis heute geschnitzt und geklöppelt.

Das Schwarzenberger Schloss ist ein guter Ausgangspunkt für alle, die sich auf eine kunsthandwerkliche Entdeckungsreise in die Region machen möchten. Denn im Museum „Perla Castrum“ finden sich die schönsten Ergebnisse dessen, was die handwerkliche Volkskunst rund um Schwarzenberg hervorgebracht hat. Da ist ein berückend schönes Festkleid mit Bolerojäckchen zu sehen – komplett handgeklöppelt und von zeitloser Eleganz. Das Unikat entstand um 1930 in rund 1.500 Arbeitsstunden und wurde von der Unternehmertochter Erika Hartmann getragen, deren Vater hier „Spitzengeschichte“ schrieb. Dann sind da ungezählte Schnitzfiguren, die ein ganzes Leben nacherzählen und die Geschichte der Region. Ihr Schöpfer Harry Schmidt aus Bermsgrün war bis zu seinem Tod im Jahr 2003 einer der einflussreichsten Holzschnitzer im Erzgebirge. Seine Arbeiten in teils winzigen Dimensionen dokumentieren die Lebensweil im Erzgebirge mit so viel Akribie und Liebe, dass sich Besucher des Schlossmuseums oft kaum davon lösen mögen. Aber das lohnt sich in Schwarzenberg!

Filigrane Kunst aus Holz und Garn

Nur ein paar hundert Meter sind es bis in die Gassen der Schwarzenberger Innenstadt. Auch hier ist die Volkskunst überall präsent. Im Geschäft von Hartmut Rademann zeigt sich die ungeheure Vielfalt der Schnitzerei, die den Holzbildhauermeister seit seiner Kindheit begleitet. Traditionelle Schnitzkunst mit Weihnachtsmotiven findet sich hier ebenso wie moderne oder avantgardistische Skulpturen aus Holz. Ein Bestseller ist seine Version des Schwarzenberger Drachen, dessen Kampf mit Ritter Georg einen festen Platz im Sagenschatz der Stadt hat. Als „Botschafter“ der Erzgebirgsschnitzer ist Rademann schon bis nach Asien und Amerika gereist, doch genauso wichtig ist ihm die Tradition vor Ort. Deshalb unterrichtet er regelmäßig Kinder und Jugendliche an der örtlichen Schnitzschule, damit die Fertigkeiten der Volkskunst in den Familien erhalten bleiben. Dort nämlich nahm die Schnitzerei im Erzgebirge ihren Anfang, als sich die Bergleute in ihrer Freizeit mit Schnitzereien ein Zubrot verschafften. Und nicht nur damit, sondern auch mit dem Klöppeln.

Was heute als traditionsreiches „Frauen-Hobby“ wahrgenommen wird, war ein wichtiger Zuverdienst, als es mit dem Bergbau in der Region zu Ende ging. Tatsächlich saßen damals auch viele Männer am Klöppelsack. Die charakteristischen Hülsen um die „Klöppel“ schützten das Garn ursprünglich vor dem Schmutz an geschwärzten Bergmannsfingern.

Heimarbeit für den Großbetrieb

Bald wurde das Klöppeln zu einem bedeutenden Wirtschaftsfaktor. Um 1800 klöppelten über 20.000 Menschen im damaligen Amt Schwarzenberg. Je gefragter die feine Klöppelspitze wurde, desto wichtiger war ihre professionelle Vermarktung. So gründete Paul Hartmann zum Ende des 19. Jahrhunderts einen Spitzen- und Stickereihandel und verkaufte die Produkte der Schwarzenberger Heimarbeiterinnen in alle Welt. Sein Sohn Erich baute die Firma ab 1920 zum Marktführer für handgeklöppelte Spitzen aus. Selbst nach der Neugründung als „VEB Handklöppelspitze“ 1972 blieb der Betrieb bis zur Wendezeit teilweise in Familienhand. Damals war es schon die einzige gewerbliche Klöppelfirma Deutschlands – mit bis zu 1.200 angestellten Heimarbeiterinnen. Ab 1982 gab es sogar eine anerkannte Berufsausbildung. Wohl auch deshalb kennt man die Firma Hartmann bis heute in Schwarzenberg, wo nicht nur das Hartmannsche Bolero-Kleid im Schloss von der reichen Klöppelgeschichte zeugt. Gleich im Nachbarflügel hat die „Volkskunstschule des Erzgebirges“ ihr Domizil. Deren Klöppelspezialistinnen unterrichten rund 450 Kinder in Halbschlag, Ganzschlag und Leinschlag. Daneben laden sie jedes Jahr Gäste zum Klöppelurlaub nach Schwarzenberg. „Oft besuchen die Männer in dieser Woche einen Schnitzkurs und die Frauen sind bei uns“, berichtet Klöppelschullehrerin Steffi Schneider. „Nachwuchssorgen haben wir also nicht bei uns.“

Diese lebendige Klöppeltradition mag ein Grund gewesen sein, dass Schwarzenberg 2024 zum Ausrichtungsort des 40. Klöppelspitzen-Kongress gekürt wurde. Ein ganzes Aprilwochenende drehte sich bei Ausstellungen, Fachvorträgen und Klöppelkursen alles um das Kunsthandwerk, und mehr als 70 Händler aus ganz Europa präsentierten alle Facetten der feinen Textilkunst.

Link zur Volkskunstschule des Erzgebirges

Glänzende Klöppelei

Die erzgebirgische Volkskunst inspirierte auch den Schwarzenberger Goldschmiedemeister Bertram Wurlitzer: Statt weißem Garn nutzt er feine, geklöppelte Drähte aus Gold oder Edelstahl für seine Schmuckstücke. Die Klöppelarbeit übernimmt seine Frau Anne, die das Handwerk in der Klöppelschule im Schwarzenberger Ortsteil Bermsgrün erlernte. Der Goldschmied fasst die feinen Gespinste dann kunstvoll ein und hat mit seinen Kreationen schon viele Kunden begeistert. Das gilt auch für seine Mini-Krippenfiguren aus edlem Metall, deren Formensprache ganz deutlich die Traditionen der Holzschnitzer aufnimmt.

Link zu Goldschmiede Wurlitzer

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