© Dietmar Träupmann

Annaberg-Buchholz: Der Rechenmeister Adam Ries

Annaberg-Buchholz

Als „Rechenmeister der Deutschen“ ist Adam Ries bekannt – weit über seine Wahlheimat Annaberg hinaus. Im heutigen Annaberg-Buchholz feiert sein Museum nun das 40. Jubiläum – und blickt auf 500 Jahre Rechengeschichte zurück
© Annett Flämig
Gästeführer Klaus-Peter Herschel und Adam-Ries-Büste

„Adam Ries war kein Gelehrter, kein Mathematiker – er war Rechenmeister“, sagt Annegret Münch. Diese Unterscheidung ist der Museumsleiterin im Adam-Ries-Haus wichtig. Gut möglich, dass er gerade deshalb seit 500 Jahren als bekanntester deutscher „Mathelehrer“ gilt – obwohl er wahrscheinlich nie eine Universität besucht hat. Dafür war Adam Ries ein Praktiker, ein Rechenhandwerker, was ihn im 16. Jahrhundert zu einem gefragten Spezialisten machte. Um das Jahr 1523 verschlug es den geborenen Franken Ries ins Erzgebirge. Dort war Annaberg mit 12.000 Einwohnern gerade zur zweitgrößten Stadt Sachsens geworden, dem Silberbergbau sei Dank.

Gut gerechnet, Glück gefunden

Sein Auskommen fand Adam Ries, indem er für Silber- und Erzbergwerke die Abrechnungen übernahm oder ihre Bücher prüfte. Dabei stellte er tagtäglich fest, wie unpraktisch die weithin gebräuchlichen römischen Ziffern waren. Für die Berechnung größerer Zahlen schob man damals sogenannte Rechenpfennige auf linierten Brettern hin und her. Dieses „Rechnen auf Linien” kann jeder Besucher im Adam-Ries-Haus ausprobieren – und schnell erkennen, dass die Möglichkeiten begrenzt sind.

Weil ihm das indisch-arabische Zahlensystem die Arbeit wesentlich erleichterte, setzte sich Adam Ries für die dazugehörigen Rechenverfahren ein, die auch das schriftliche Rechnen erlauben. Sein zweites Rechenbuch „Rechenung auff der linihen und federn“ erklärt den Übergang zwischen den Systemen. Es wurde so erfolgreich, dass mehr als 100 Auflagen erschienen – nicht zuletzt, weil es auf Deutsch und nicht auf Latein verfasst war.

Neben dem beruflichen Erfolg fand der Rechenmeister auch sein privates Glück im Erzgebirge. 1525 heiratete Ries die Freiberger Schlossertochter Anna Leuber und zog in die heutige Annaberger Johannisgasse, wo nun das Adam-Ries-Museum seinen Standort hat. Das Paar bekam mindestens acht Kinder, von denen einige in die beruflichen Fußstapfen ihres Vaters traten.

Augen auf beim Brötchenkauf

Ries’ Arbeit wurde bald auch von offizieller Seite geschätzt. 1533 beauftragte ihn die Stadt mit der Erstellung einer „Brotordnung“. Diese Tabellensammlung sollte sicherstellen, dass „der arme gemeine man ym Brotkauff nicht übersetzt würde“, also betrogen. Die Brotordnung legte fest, wie viel ein „Groschenbrot“ oder eine „Pfennigsemmel“ mindestens wiegen musste, wenn sich der Getreidepreis änderte. Weil die Bäcker die Größe ihrer Backwaren an die schwankenden Preise anpassten, sollte die Brotordnung sicherstellen, dass sie keine „zu kleinen Brötchen“ buken.

Für ein finanzielles Zubrot unterrichtete Adam Ries zu jener Zeit auch die Kinder der Annaberger Prominenz. Belegt sind etwa Rechenstunden mit einem Sohn der einflussreichen Bergbau-Dynastie Elterlein, dessen Schwester später Karriere machte: Barbara Uthmann. Ihr unternehmerisches Geschick und ihr Erfolg beim Aufbau eines Verlagssystems für Klöppelspitzen legen nahe, dass sie ebenfalls Unterricht bei Adam Ries hatte.

Ganz im Sinne des Rechenmeisters nimmt das Adam-Ries-Haus bis heute den eigenen Bildungsauftrag sehr ernst. Die hauseigene „Rechenschule“ nach historischem Vorbild kann nicht nur von Schulklassen gebucht werden – „auch Familien oder Firmenausflüge sind bei uns willkommen“, sagt Museumsleiterin Münch. Das Wichtigste sei dabei, so formulierte Ries es selbst in seinem dritten Rechenbuch von 1550, dass man das Rechnen „mit lust und frölichkeit begreiffen müge“.

Fröhlichkeit und ein enormer Wissensschatz sind die Zutaten eines weiteren Angebots in Annaberg: Wer nach dem Besuch der Rechenschule und des Museums Lust auf ein wenig Frischluft verspürt, der darf sich mit dem Rechenmeister persönlich in der Stadt auf Spurensuche begeben. Stadtführer Klaus-Peter Herschel führt seine Gäste als Adam-Ries-Double durch seine Stadt – garantiert unterhaltsam und ganz sicher lehrreich.

Link zum Adam-Ries-Museum

Rechenspaß à la Adam Ries
„Einer spricht: Gott grüße euch, ihr 30 Gesellen. Einer antwortet: Wenn wir noch einmal so viele und halb so viele wären, so wären wir 30.“

Wie viele sind es gewesen?

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