© Philipp Herfort

Freiberg: Der Orgelbauer Gottfried Silbermann

Freiberg

Die Kunst des genialen Orgelbauers Gottfried Silbermann lässt sich im Freiberger Silbermann-Haus auf erstaunlich „handgreifliche“ Art erleben – und natürlich auch hören.

Wenn man die Orgel als „Königin der Instrumente“ bezeichnet, dann muss Gottfried Silbermann zu seiner Zeit ein Kaiser gewesen sein. Was der Freiberger Orgelbauer vor drei Jahrhunderten schuf, war damals schlicht „unerhört“ und zieht bis heute Liebhaber der Orgelmusik nach Sachsen. Silbermanns Opus magnum erklang erstmals vor 310 Jahren im Freiberger Dom und lässt noch heute die unverfälschte Klangwelt der Barockzeit in aller Pracht wieder auferstehen – etwa bei regelmäßigen Konzerten oder zu den Silbermann-Tagen, deren nächste Ausgabe für 2025 geplant ist.

Hands on!

Nun könnte sich ein Museum in der Wahlheimat des Orgelbauers ehrfürchtig der Person Gottfried Silbermanns nähern. Oder dem komplexen Klang der Instrumente, den Johann Sebastian Bach so unvergleichlich mit Leben füllte. Doch die kleine Schau im Freiberger Silbermann-Haus geht einen anderen Weg: Vis-à-vis von Schloss Freudenstein holt sie die Instrumentenkönigin gleichsam vom Thron. Rund um eine historisch nachempfundene Schauwerkstatt widmet sich die Ausstellung dem Handwerk und der Technik der Orgel. Damit schafft sie einen bemerkenswerten Zugang zu Silbermanns Werk, das sich auch Musik-Laien erschließt und dennoch nichts von dessen Zauber vergibt. Im Gegenteil: Wer sich in das spielbare Orgelmodell der Ausstellung vertieft, erkennt schnell die unfassbare Leistung Silbermanns, dessen größte Orgel schon damals über dutzende Register mehr als 2.500 Pfeifen zum Klingen brachte.
Anfassen ist ausdrücklich erwünscht und auch notwendig, um sich die Funktion am Modell zu erschließen. Hat man per Muskelkraft Luft ins Instrument gepresst, kann man anschließend die Auswirkung jedes Handgriffs verfolgen: Ein Tastendruck öffnet den Luftstrom in die Pfeife, der Registerzug bringt neue Orgelpfeifen ins Spiel und in Kombination erzeugen die Register immer neue Töne. Der Unterschied zwischen Rohrpfeifen und ‑trompeten wird dabei schnell offenkundig, während der hohe Klang der kleinsten Flöten ein Lächeln auf die Gesichter der Besucher zaubert.

Alle Register ziehen

Gleich nebenan, im originalgetreu hergerichteten Silbermann-Zimmer von 1601, wird die sächsische Orgellandschaft im Film präsentiert und man kann den Klang der bedeutendsten Silbermann-Orgeln genießen. Der Star im Raum ist aber wieder ein Mitmach-Exponat: Am Registrier-Modell können Gäste des Museums im Wortsinn „alle Register“ ziehen und zwei Bach-Werke in ganz unterschiedlicher Ausführung erschließen. 13 Register der Großen Domorgel lassen sich hier beliebig kombinieren und während des Spiels verändern. Die ungeheure Klangvielfalt wird zum Ohrenöffner und erschließt aufs Neue den Reichtum von Silbermanns Handwerkskunst. Daneben können sich Besucher bei einem virtuellen 360-Grad-Rundgang ein Bild vom Inneren der Freiberger Domorgel machen oder auf einer interaktiven Karte die Standorte der noch erhaltenen Silbermann-Instrumente in der Region erkunden.

Besonders beliebt bei allen Generationen sind die Angebote der Schauwerkstatt. Wer mag, kann hier im Handumdrehen eine hölzerne Orgelpfeife fertigen oder einen Blick auf die vielen Herstellungsschritte im Orgelbau werfen – in den Ferien ein beliebtes Angebot bei Familien. Gut möglich, dass dabei Lust auf ein Orgelkonzert aufkommt. Das wäre etwa, nebst Domführung, in der „Orgel-Pauschale“ für Freiberg enthalten, die aufregende Tage in der Silberstadt® voller Bergbaugeschichten und historischer Architektur verspricht. Natürlich lohnt auch der Besuch der nächsten Silbermann-Tage: Die haben im Jahr der Kulturhauptstadt Europas Chemnitz 2025 ein ganz besonderes Programm mit europäischen Bezügen geplant. Es bleibt spannend!

Link zur Silbermanngesellschaft

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