© Vroni Weiß/Stoneman

3 Tage unter Frauen auf dem Stoneman Miriquidi

Empfang zur C-Edition

Der Empfang im Prijut12 ist herzlich wie unter langjährigen Freunden. Ich bin aber das erste Mal in Oberwiesenthal. Philipp weiß sofort, wer ich bin und nimmt sich trotz vieler Gäste in der urigen Blockhütte die Zeit, mir mein Starterpaket zu erklären und letzte Tipps für die kommenden Tage zu geben. Er macht mich auch direkt mit Anja bekannt, die ebenfalls die geführte Ladies Tour in Bronze unter die Stollen nehmen wird. Wir sitzen noch eine Weile zusammen und ich freue mich, wie offen und herzlich es von Beginn an ist. Am nächsten Morgen geht die geführte Tour offiziell am Fuße der Schwebebahn auf den Fichtelberg los. Der Guide Katja empfängt mich und die anderen Teilnehmerinnen mit wortwörtlich offenen Armen. Es ist sofort ein Gefühl der Verbundenheit unter uns allen da – wir wollen den Stoneman Miriquidi C-Edition schaffen, zusammen eine tolle Zeit erleben und in drei Tagen mit unserem Bronze Stein wieder an gleicher Stelle stehen!

Tag 1: Erster Checkpoint Bärenstein

Katja erklärt uns den Ablauf des Gepäcktransports zwischen den Hotels, die der Tourismusverband vorab für uns gebucht hat. Nachdem wir noch ein paar generelle Informationen über die kommenden drei Tage bekommen haben, geht es auch direkt kernig zur Sache. Mit über 12% geht es aus Oberwiesenthal in den Wald, der gelben Stoneman Beschilderung folgend. Nachdem jede wieder etwas bei Atem ist, rollen wir gemeinsam über die feinen Waldwege und lernen uns besser kennen. Wir biegen von der offiziellen Strecke ab, Katja möchte uns etwas zeigen, wie es noch oft die nächsten drei Tage vorkommen wird. Sie führt uns zu einer Talsperre und gibt uns einen kurzen und informativen Abriss über die Entstehung und Bedeutung für die Region. Man merkt sofort, dass sie ein echter Local ist und „ihr“ Erzgebirge liebt. Sie zeigt auf einen Berg hinter dem See: „Das ist der Bärenstein! Da oben ist unsere erste Stempelstelle.“ Wir blicken uns alle an und freuen uns, bald unser erstes Loch in der Stempelkarte stanzen zu können, aber ahnen auch, dass der Weg dorthin noch ein paar Körner kosten wird. Jede meistert den steilen Anstieg in ihrem Tempo und am Checkpoint gibt’s High Fives für jede. Wir zelebrieren den ersten Stempel, machen Fotos und freuen uns, hier gemeinsam zu sein. Während wir auf dem Gipfel wieder ein paar Insider Infos über die Region bekommen, plündern wir unsere Lunch Pakete, die wir vom Hotel mitbekommen haben. 

Mit voller Motivation auf den Scheibenberg

Die Stimmung auf dem Weg zu den nächsten beiden Checkpoints des Tages ist gelöst und wir haben Spaß. Es kommen knifflige Auffahrten über eine alte Bobbahn und technische Abfahrten auf engen Trails. Und hier passiert es, eine rutschige Wurzel, eine kurze Unachtsamkeit, und schon ist ein Sturz passiert. Alle sind sofort zur Stelle, helfen, schieben das Rad und kümmern sich. Nachdem der erste Schreckmoment überwunden und die Wunde gesäubert ist, steht sie direkt wieder auf: „Ich kann hier nicht aufhören! Ich will den Stoneman schaffen!“ Wir grinsen uns alle an und wortlos ist besiegelt, wir meistern die drei Tage gemeinsam, egal was kommt! Der Radcomputer zeigt nur noch wenige Kilometer bis zum Tagesziel an, aber Katja warnt uns. „Das wird jetzt eine harte Nuss, wir müssen über einen wurzeligen, steilen Trail hoch auf den Scheibenberg!“ Während wir an einer Schlüsselstelle uns sammeln, kommt eine Gruppe anderer Stoneman Fahrer vorbei. Wir grüßen uns herzlich, feuern uns auf dem Trail an, batteln und überholen uns immer wieder gegenseitig auf dem engen Trail – immer mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Oben am Scheibenberghaus gibt es den letzten Stempel des ersten Tages und wir lassen den Tag in der Sonne mit Kaffee, Kuchen und einem zufriedenen Gefühl ausklingen. Wir haben tiefgründige Gespräche, machen einen Spaziergang unter Sternenhimmel und ich bin überrascht, wie all die verschiedenen Typen Frauen so wunderbar harmonieren.

Tag 2: Trailpark-Fun auf dem Rabenberg

Am nächsten Morgen beim Frühstück mahnt uns Katja, dass heute ein langer Tag ansteht und wir nicht so trödeln können wie gestern. Uns wird allen etwas mulmig im Bauch, denn die Beine melden bereits, dass sie gestern schon gut gefordert wurden. Wir packen unsere Lunch Pakete und noch ein paar extra Riegel ein und starten. Unterhalb unseres Hotels biegen wir jedoch zu den berühmten Orgelpfeifen ab – so viel Zeit muss sein! Im Morgendunst bestaunen wir die 30 Meter hohen Basaltfelsen und Katja erklärt uns deren Entstehung aus Lava. Nun müssen wir aber weiter. Die Gespräche sind heute etwas verhaltener. Wir kurbeln durch den dichten Wald bergauf und bergab, machen nur kurze Pausen zum Trinken und für Fotos. Das Stück bis zum ersten Tagescheckpoint auf dem Rabenberg zieht sich. Aber das Durchhalten wird mit feinsten, geshapten Trails im Trailpark belohnt! Wir zirkeln durch die wunderbar angelegten Kurven des Flowtrails, shredden über Wurzeln und Felsen und im Tal spuckt uns der Trail wieder aus – jede mit einem breiten Grinsen über das ganze Gesicht. Die anfängliche Anspannung des Tages ist verflogen und wir machen uns auf dem Weg zu unserer Mittagseinkehr.

Bis auf die Spitze des Auersbergs

Ausgehungert und mehr als bereit für eine Pause stehen wir jedoch vor dem Schild „geschlossene Gesellschaft“. Anja überredet den Wirt mit Engelszungen und Charme, dass er uns mit ein paar Getränken versorgt. Mit Apfelschorlen sitzen wir nun auf der Wiese vor dem Gasthaus und teilen unsere Lunchpakete und Riegel miteinander. Die Stimmung ist trotz allem super. Weiter geht’s zu den beiden weiteren Stempelstellen. Nicht nur Katja, sondern jede Einzelne motiviert und unterstützt, wenn eine andere mal einen Durchhänger hat. Der Teamspirit ist ungebrochen! Auf dem Auersberg ist unser vierter und letzter Checkpoint, aber der will verdient sein. Wir kämpfen uns den zweithöchsten Berg Sachsen mit schon arg müden Beinen nach oben und als wir endlich auf dem Gipfelplateau ankommen, werden wir mir Applaus und Gejohle begrüßt. Die Männergruppe von gestern sitzt schon gut gelaunt im Wirtsgarten, lässt sich ein kühles Bier schmecken und lädt uns an ihren Tisch ein. Wir holen uns das siebte Loch für unsere Stempelkarte und sind überglücklich, diese Königsetappe geschafft zu haben. Nach einem guten Abendessen fallen wir alle müde, aber zufrieden ins Bett.

Tag 3: Erfahrungsaustausch und moorige Aussichten

Den letzten Tag lassen wir gemütlich mit einem ausgedehnten Frühstück angehen. Die restliche Strecke führt uns zwar bis auf 1215 Meter, aber wir wissen insgeheim, dass wir das heute auch noch schaffen werden. Gut gelaunt und wild quasselnd folgen wir bei schönstem Wetter der Stoneman Beschilderung. An einer Abzweigung ruft Katja laut und lotst uns wieder von der Strecke weg. Nach nur drei Minuten stehen wir plötzlich auf einem Aussichtsturm mitten in einer riesen Hochmoorlandschaft. Wir nehmen uns die Zeit kurz zu verweilen. Aber jede von uns möchte nun auch weiter, denn wir hören die Stoneman Trophäe schon rufen. Wir kommen zum zweiten Mal an der liebevollen Raststätte speziell für alle Stonemänner und -frauen vorbei. Ein privater Garten, der mit Liegestühlen unter Obstbäumen, Kühlschränken mit Getränken und Schokoriegeln und sogar WLAN zu einer ausgedehnten Pause einlädt. Wir unterhalten uns mit anderen Radfahrern, die auf dem Stoneman MTB oder Road unterwegs sind, tauschen unsere Erfahrungen und Erlebnisse aus. Es ist wie ein Treffen mit alten Freunden, man fühlt sich sofort verbunden. Aber irgendwann müssen wir nun wirklich weiter. Wir pedalieren durch ein langes Tal an einem wunderschönen Bach entlang, als sich plötzlich eine massive Schotterrampe vor uns aufbaut. Wir beißen die Zähne zusammen, denn absteigen will eigentlich keine. Und tatsächlich, jede schafft es und als Belohnung bekommen wir einen Blick auf unseren finalen Checkpoint – das Fichtelberghaus. Die Steigungsprozente lassen jedoch nicht nach und über unser verfinstert sich der Himmel. Je näher wir unserem Ziel kommen, desto mehr grollt es von oben. Als wir fast auf dem Gipfel sind, tut sich der Himmel auf, aber auch davon lassen wir uns die gute Stimmung nicht verderben – jetzt erst recht nicht!

Trophäen nach dem Fichtelberg

Jede Teilnehmerin wird laut jubelnd und mit einer Umarmung auf dem Fichtelberg begrüßt, jede hat es geschafft! Bis auf die Haut durchnässt, aber überglücklich stanzen wir unser letztes Loch in die Karte. Und plötzlich kommt wieder Applaus und Gejohle von irgendwo her. Und siehe da, auch „unsere“ Männergruppe ist gerade auf dem Gipfel angekommen! Noch ein letztes Mal brauchen wir volle Konzentration für die Abfahrt vom Fichtelberg nach Oberwiesenthal, wo uns das Best Western Hotel mit unseren Koffern empfängt. Die freundliche Rezeptionistin schickt uns in unseren dreckigen Radklamotten direkt in den Wellnessbereich, wo wir uns in der Sauna wieder aufwärmen und nach den drei Tagen entspannen dürfen. Wir genießen das tolle Gefühl, es gemeinsam geschafft zu haben und feiern es anschließend im Prijut12. Philipp empfängt uns mit einer Umarmung und will jedes Detail wissen, was wir die letzten Tage erlebt haben. Feierlich übergibt er jeder Finisherin die personalisierte Trophäe mit dem bronzenen Stein. Wir genießen den ganzen Abend zusammen, liegen uns in den Armen und habend Tränen in den Augen, als wir uns verabschieden müssen. Vor drei Tagen waren wir noch eine wild zusammengewürfelte Gruppe fremder Frauen, jetzt sind wir Verbündete und Freunde.

Auf Bronze folgt Silber

Ein paar Tage später klingelt mein Handy. Katja hat eine Nachricht in unsere Whats App Gruppe geschrieben: „Eigentlich mache ich ja kein 2-Tagesguiding. Aber hey, wer ist nächstes Jahr bei Silber dabei?“ Mein Handy piepst und vibriert daraufhin wie wild. Nur ein paar Minuten später hat jede zugesagt und mit einem riesigen Grinsen freue ich mich schon jetzt jede Einzelne nächstes Jahr wiederzusehen und den Stoneman Miriquidi in zwei Tagen zu erleben. 
© Vroni Weiß/Stoneman
Aus der wild zusammengewürfelten Gruppe fremder Frauen werden in der kurzen Zeit Verbündete und Freunde.

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Das müssen meine Freunde sehen!

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